ENTWURF Wilhelm Ott, im August 2025
Die Stangenpyramide auf der "Hub" ist vor 25 Jahren eingeweiht worden. Sie hat sich trotz anfänglicher Skepsis zu einem oft besuchtem Wahrzeichen Dreieichs entwickelt. Grund genug, sich etwas näher mit diesem begehbaren Kunstwerk zu beschäftigen. In Wikipedia ist sie sehr gut beschrieben:
Die Stangenpyramide besteht aus 456 verleimten Douglasien-Rundhölzern mit einem Durchmesser von 24 Zentimetern, die auf einer Grundfläche von 18 Metern × 24 Metern im Abstand von jeweils einem Meter rasterförmig angeordnet sind. In Nord-Süd-Richtung verläuft eine Sichtachse, welche die Stangenpyramide in zwei spiegelbildliche Hälften teilt und einen Ausblick auf die Frankfurter Skyline und den Taunus freigibt. Während die äußeren Rundhölzer lediglich 60 Zentimeter hoch sind, erreichen die Pflöcke im Zentrum des Kunstwerks eine Höhe von bis zu sechs Metern.
Sie steht auf dem höchsten Punkt des Dreieicher Stadtgebiets in der Nähe des Berührungspunktes der Sprendlinger, Dreieichenhainer und Götzenhainer Gemarkungen, gegenüber den Türmen der Flugsicherung auf dem Weg zum Neuhof (auf Götzenhainer Gemarkungsgebiet). Die Stangenpyramide ist ein Teil des Regionalparks RheinMain, auf dessen Website folgendes zu lesen ist:
Die Stangenpyramide Dreieich ist mehr als nur ein Kunstwerk; sie ist ein Symbol für die Verbindung von Natur und Kultur im Regionalpark RheinMain. Sie lädt Besucher ein, die Schönheit der Landschaft zu genießen und gleichzeitig die beeindruckende Skyline von Frankfurt zu bewundern. Mit ihrer pyramidalen Form, die sich sowohl in Gebäuden als auch in Gebirgen wiederholt, greift sie weit über ihre physischen Grenzen hinaus und wird zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen der Region.
Es ist recht interessant, die Geschichte der Stangenpyramide nachzuvollziehen. Der Regionalpark RheinMain hat das Ziel, das Rhein-Main-Gebiet als Lebensraum für die dort lebenden Bürger attraktiver zu machen. Dazu wurde ein Wegenetz angelegt, das die naturnahen Flächen rund um Frankfurt verbinden soll. An bestimmten Punkten sollen Kunstwerke die Bürger erfreuen. Finanziert werden die Aktivitäten durch Beiträge der beteiligten Kommunen, dem Land Hessen und der Fraport AG. Zuständig für die Projektarbeit in unserem Gebiet ist die Regionalpark Südwest gGmbH, die z.Z. (2025) von Manfred Ockel (Bürgermeister von Kelsterbach) geleitet wird.
Die Fraport AG besaß einen gut dotierten Umweltfond, der auch die Projekte des Regionalparks seit 1997 mit rund 8 Millionen Euro finanzierte, so auch die Dreieicher Stangenpyramide. Die Verantwortlichen beim Regionalpark beauftragten um 1997 das Neu-Isenburger Landschaftsarchitekten-Büro Ipach-Mayerhofer mit der Konzeption eines Kunstwerks auf der Hub. Über mehrere Schritte entwickelten sie das Konzept der Stufenpyramide. [Nach noch nicht bestätigten Informationen stand auch der Bau eines Aussichtsturmes zur Diskussion.] Das zentrale Element war die Blickachse nach Norden mit dem Messeturm im Fokus. Es war auch geplant, in Weiterführung der Sichtachse im Taunus bei Oberursel ein Pendant zur Dreieicher Stangenpyramide zu schaffen. Mit Kameras und Mikrofonen sollte eine Kommunikation zwischen beiden Punkten ermöglicht werden. Diese Pläne wurden nicht realisiert. Vor dem Baubeginn wurde mit Stangen und Seilen vor Ort ein Modell aufgebaut, damit man sich ein ungefähres Bild davon machen konnte.
Nach Auskunft des damaligen Bürgermeister Abeln, der sich intensiv für das Vorhaben einsetzte, wurden die Pläne in der Stadtverordneten-Versammlung einstimmig akzeptiert. Aber ein solches Projekt ohne Gegenstimmen? Es handelte sich zum einen um die übliche Nörgelei: überflüssig, hässlich, monströs, lieber Bäume pflanzen oder stattdessen Kindergärten bauen. Zum Anderen erregte die Tatsache, dass die Stangenpyramide von der Fraport AG mit ca. 660.000 DM finanziert wurde, bei den Flughafenausbau-Gegnern für große Empörung: Die Fraport AG würde sich mit diesem Geld die Zustimmung der Bevölkerung für den Ausbau des Flughafens erkaufen wollen. Bei der Einweihung im Mai 2000 wurde die Stufenpyramide von Demonstranten mit Transparenten flankiert.
Das ist alles Schnee von gestern. Auch die damals kritischen Bürger haben sich mit dem Kunstwerk sicherlich arrangiert. Heute, nach 25 Jahren steht die Stangenpyramide noch recht ordentlich an ihrem Platz. Die Stelen sind wie erwartet ergraut. Überraschenderweise hielt sich der Vandalismus in Grenzen. Allerdings sind die metallenen ovalen Stelen-Abdeckungen teilweise mutwillig zerstört worden. Und der Zuweg zur Pyramide gestaltet sich etwas holprig.
Ein weiteres Problem liegt darin, dass die Bäume in der Sichtachse langsam zu groß geworden sind, so dass bald der Messeturm nicht mehr zu sehen sein wird. Das ist bereits am Standort auf der Nordseite der Fall. Hier wird der Messeturm durch hohe Hecken auf dem Golfplatz verdeckt. Die restliche Frankfurter Skyline versteckt sich hinter den Baumwipfeln.
Wir - die Freunde Sprendlingens - kontaktierten in dieser Sache die Geschäftsführung des Golfclubs. Diese zeigte Verständnis für unsere Bitte, die Hecken in der Sichtachse zu entfernen. Im Herbst 2025 soll sie zurückgeschnitten werden. Auch um die Stelen-Abdeckungen kümmern wir uns: Wir lassen 30 ovale Abdeckungen bei einem Spezialunternehmen herstellen und tauschen diese gegen die defekten Abdeckungen aus. Die Kosten werden hälftig vom Regionalpark Südwest und den Freunden Sprendlingens getragen. Am 23 August veranstaltet der Regionalpark RheinMain zu seinem 30 jährigen Jubiläum zusammen mit der Stadt Dreieich eine kleine Feier an der Stangenpyramide. Bis dahin sollen die Arbeiten erledigt sein.