Die Landesherren Sprendlingens

Von Heinrich Runkel, leicht redigiert von Wilhelm Ott

 

Um das Jahr 1100 wurden die königlichen Interessen in der Dreieich durch den Wildbannvogt Eberhard von Hagen wahrgenommen. Der früheste Besitz des Geschlechts von Hagen war in Hagen - Hain, d.h. die Turmhügelburg in Dreieichenhain. Eberhard heiratete die Tochter Kuno von Arnsburgs, der als angesehener Ministeriale in guten Beziehungen zum Kaiserhaus stand und mit Gütern nördlich Frankfurts entlohnt worden war. In der Mitte des 12. Jahrhunderts siedelte diese Herrschaft von Hain nach Arnsburg um, was wohl durch die Erbschaft des Arnsburger Besitzes zu erklären ist. Durch die Heirat des Königsdienstmannes Eberhard von Hagen in die Ministerialenfamilie von Arnsburg fand seine Familie, d.h. auch sein Sohn Konrad I. von Hagen-Arnsburg, Zugang zum Adel. Der Sohn Konrads I., Konrad II. von Hagen-Arnsburg stiftete 1151 das Benediktinerkloster Altenburg, welches von dessen Sohn Kuno 1174 als Zisterzienserkloster in die elterliche Burg Arnsberg verlegt wurde. Kuno erbaute etwa um 1156 die Burg Münzenberg, nach der er sich in der Folgezeit Kuno I. von Münzenberg nannte.

 

Seine Söhne, Kuno II. und Ulrich I., verwalteten gemeinsam das Reichskämmereramt, das ihr Vater vorher innehatte. Der Sohn Ulrichs I., Ulrich II. von Münzenberg (auch: Hagen-Münzenberg), ist als letzter Münzenberger 1255 in einer Fehde mit dem Katzenelnboger Grafen umgekommen.

  • Ein Bruder Konrads II. von Hagen kann wohl als Stammvater des Geschlechts von Heusenstamm angesehen werden: Eberhard Waro von Hagen. Im Jahre 1211 erhält dieses Geschlecht Dorf, Wald, Gericht und Burg Heusenstamm vom Kaiser als Lehen, und es benennt sich in der Folgezeit nach Heusenstamm.
  • Johann von Heusenstamm verpfändet 1232 den Anteil, den er an der Burg in Dreieichenhain hatte, an Ulrich I. von Münzenberg und erhält ihn als Burglehen zurück. Auch in Sprendlingen hatten die Heusenstammer Besitzungen, wie z.B. die Mühle, einen großen Wald. Es handelt sich um den „Heusenstammer Wald“, der sich etwa von Mitteldick bis Gravenbruch erstreckte.
  • Im Jahre 1616 starb der deutsche Zweig der Heusenstammer Familie aus. Philipp von Schönborn erwarb 1661 Dorf und Schloss Heusenstamm und einen Teil des Waldes. Damit war die Herrschaft Heusenstamm endgültig erloschen. Das Gebiet kam 1810 zu Hessen-Darmstadt.

Als Ulrich II. von Münzenberg im Jahre 1255 verstorben war, gingen seine Besitzungen an seine 5 Schwiegersöhne über. Einer dieser Schwiegersöhne stammte aus dem Hause Falkenstein, dem es gelang im Laufe der Zeit den größten Teil der münzenbergischen Erbschaft an sich zu bringen und damit eine vorherrschende Stellung in der Wetterau und in der Dreieich zu erreichen. Im Jahre 1418 verstarb der letzte männliche Nachkomme der Falkensteiner, Werner von Falkenstein, Erzbischof von Trier.

 

Erben wurden Werners Schwestern. Von diesen ist uns hier besonders Anna von Falkenstein (Anna von Schwarzburg) bekannt durch ihre Stiftung der Spitalkirche im Hain 1401. Auch die Söhne und Töchter dieser Schwestern waren erbberechtigt. Eine der erbenden Töchter war Anna, die Gemahlin Gerhards I. von Sayn, eine weitere Elisabeth, die Gemahlin Diethers I. von Isenburg-Büdingen. Beide gehörten zu den Erben, denen gemeinsam etwa 2/3 der Besitzungen zugesprochen wurden. Diese Erbgemeinschaft teilte im Jahre 1420 das Erbe auf. Dabei erhielten Anna von Sayn (1426 in 2. Ehe mit Johann II, von Loen verheiratet) und Diether von Isenburg im wesentlichen den linksmainischen Teil aus dem Besitz der falkensteinischen Erbschaft.

 

Diese beiden teilten dann im Jahre 1433 den gemeinsam verwalteten Besitz, allerdings nicht vollständig. Gemeinsam wurden z.B. weiter verwaltet: Dreieichenhain, Langen, Offenbach. Sprendlingen war bei den Orten, die Anna von Sayn (nun Anna von Loen) behielt. Nachdem Graf Gerhard von Sayn im Jahre 1486 seinen Besitz in der Dreieich an Graf Ludwig II. von Isenburg-Büdingen verkauft hatte, war das Haus Isenburg alleiniger Herr in der Dreieich mit dem Verwaltungszentrum Offenbach.

 

Nach dem Tode Ludwigs II. 1511 beschlossen die Söhne eine Teilung des Besitzes. So kam es im Teilungsprozess im Jahre 1520 zu einer Spaltung der Grafschaft Isenburg-Büdingen in eine Ronneburger Linie und in eine Birsteiner Linie. Die linksmainischen Besitzungen blieben beiden Linien gemeinsam. Im Jahre 1556 teilten die Brüder Güter und Dörfer in der Dreieich. Der jüngeren Linie (Birsteiner Linie) fiel das Amt Offenbach zu und damit, neben anderen Orten, Sprendlingen.

 

Nach der Reformation, gegen Ende des 16. Jahrhunderts, gab es erbitterte Religionsstreitigkeiten bei den Isenburger Grafen. Graf Heinrich von Isenburg-Ronneburg unterdrückte als Anhänger des lutherischen Bekenntnisses die Ausübung des reformierten Bekenntnisses (Calvinismus) und Wolfgang Ernst I. von Isenburg-Birstein machte als Anhänger des reformierten Bekenntnisses den Lutheranern das Leben schwer. 1600 verkaufte Graf Heinrich das Amt Kelsterbach mit Langen und Egelsbach an Hessen Darmstadt. Nach dem Tod des Grafen Heinrich im Jahre 1601 führte Wolfgang Ernst in der gesamten restlichen Grafschaft das reformierte Bekenntnis ein.

 

Durch erneute Teilungen der Grafschaft und den Einsatz von Wolfgang Heinrich (Sohn von Wolfgang Ernst) im Dreißigjährigen Krieg kam die Herrschaft Isenburg in arge Nöte. Ihre Grafschaft wurde durch den Kaiser zeitweilig (1635 -1642) an den Landgrafen Ludwig von Hessen-Darmstadt übergeben. Fürst Karl I. von Isenburg-Birstein kämpfte 1791 auf Seiten Österreichs gegen Frankreich, schloss dann 1799 einen Neutralitätsvertrag mit Frankreich und führte Napoleon sogar ein Regiment zu. Auf Grund dieser Umstände wurde Fürst Karl im Jahre 1806 nach dem Rheinbund ein mächtiges Herrschaftsgebiet zugesprochen, in dem die aufgesplitterte Grafschaft wieder vereinigt war.

 

Die Teilnahme am Rheinbund bedeutete aber den Untergang des Fürstentums. Es wurde im Jahre 1816 von dem Kaiser von Österreich dem Großherzog von Hessen übergeben. Dabei wurde Isenburg-Birstein zwischen Kurhessen und Hessen-Darmstadt aufgeteilt. Das isenburgische Amt Offenbach kam an Hessen-Darmstadt (damit auch Sprendlingen).