Dr.-Walter-Lübcke-Platz

Zusammenfassung

 

Der Dr.-Walter-Lübcke-Platz und der Egenberger Parkplatz in Sprendlingen blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Das ursprüngliche Gebäude an der Hauptstraße 37, vor 1818 erbaut, war lange im Besitz jüdischer Familien, bevor es um 1920 von Johann Egenberger übernommen wurde. Sein Sohn Richard Egenberger führte ein Lebensmittelgeschäft, das unter anderem die Selbstbedienung einführte und für den "Brötchenkrieg" bekannt wurde.

Nach Egensbergers Tod kaufte die Stadt Dreieich das Anwesen. Die Gebäude wurden 1996 abgerissen und machten Platz für den provisorischen Egenberger Parkplatz, der trotz seiner städtebaulichen Mängel einen Samstagsmarkt und den "Schlemmershoppen" beherbergte.

2020 entwickelten die "Freunde Sprendlingens" Pläne zur Umgestaltung des vorderen Teils, die 2023 im Rahmen des Förderprogramms "Zukunft Innenstadt" umgesetzt wurden. Mit finanzieller Unterstützung der hessischen Landesregierung wurde der Platz neu gepflastert und mit Sandsteinstelen und Sitzbänken und Bäumen neu gestaltet, wobei Materialien und Formen des benachbarten Platzes am alten Rathaus aufgegriffen wurden. Die technische Infrastruktur wurde auf eine zukunfstorientierte Nutzung neu verlegt. Die Poller, die den Platz vom Parkplatz trennen, wurden aus der abgebrochenen Egenberger-Scheune gerettet.

Am 3. August 2023 wurde der neu gestaltete Platz offiziell als Dr.-Walter-Lübcke-Platz eingeweiht. Das Projektteam der "Freunde Sprendlingens" (E. Haller, K. Rehwald, W. Ott) begleitete das Vorhaben von der Konzeption bis zur Fertigstellung und trug maßgeblich zur Aufwertung der Sprendlinger Innenstadt bei.


Der Dr.-Walter-Lübcke Platz und der Egenberger Parkplatz in der Mitte von Sprendlingen haben eine lange und interessante Geschichte. Das Haus, das auf dem Grundstück Hauptstraße 37 stand, wurde vor 1818 gebaut, ebenso wahrscheinlich die dahinter stehende Scheune. Als Besitzer waren u.a. eingetragen: Jonas Goldschmidt (1826) und Menasses Goldschmidt (1869). 

Seit ca. 1920 ist es im Besitz von Johann Egenberger (1877 - 1965) und später Richard Egenberger (1903 - ca. 1993). Richard Egenberger übernahm von seinem Vater ein Lebensmittelgeschäft, das er mit damals sehr innovativen Methoden betrieb. Er führte als Erster weit und breit die Selbstbedienung ein. Der "Brötchenkrieg" bleibt in Sprendlingen unvergessen. Er verkaufte damals Brötchen unter Selbstkostenpreis und kam dadurch in die Bildzeitung. Viele erinnern sich noch an Eugen, sein Faktotum. 1986 vermietete er seinen Laden an ein Naturwarenzentrum und verkaufte in der überdachten Hofeinfahrt Obst- und Gemüse.

Nach seinem Tod wurde das Geschäft noch kurze Zeit von Herrn D. weitergeführt. Als das Anwesen von den Erben verkauft werden sollte, übte die Stadt ihr Vorkaufsrecht aus. Rechts ist ein Grundstücksplan (Stadtarchiv Sprendlingen) aus dem Jahr 1935 aufzurufen, dem die Lage der Gebäude auf dem Grundstück (rote Linie) zu entnehmen ist. Man kann auch noch die Lage der Sprendlinger Synagoge hinter der Stadt-Apotheke erkennen (blauer Kreis).

Das Bild links zeigt das Haus Egenberger in den 1920er (?) Jahren, Man erkennt den Anbau mit dem Laden, rechts davon war die Toreinfahrt, die in den Hof und zur Scheune führte, sowie zum Gelände, das bis zur Schulstraße reichte. Die Stadt Dreieich kaufte das Gelände mit den Gebäuden. Diese wurden 1996 abgerissen (Abb. rechts, (C) Monika Schmidt). Ein provisorischer Parkplatz wurde angelegt, der Egenberger Parkplatz. Es war ein städtebaulicher Unort, ein schwarzes Loch in der Straßenfront, mit unebenem Asphalt und bröseligen Beton in Richtung Schulstraße. Immerhin etablierte sich dort ein kleiner Samstagmarkt und die Stadt organisiert vier Mal im Jahr den sogenannten SchlemmerShoppen.

2020 legten die Freunde Sprendlingens Pläne zur Umgestaltung des vorderen Platzteils vor (Offenbach-Post). die 2023 von der Stadt im Rahmen des Förderprogramms "Zukunft Innenstadt" aufgegriffen wurden (Offenbach-Post). Das Konzept, das intern lange diskutiert wurde, sah vor, mit vier Sandsteinstelen und zwei Sandsteinsitzbänken den Platz zur Hauptstraße optisch abzugrenzen. Dabei wird die Gestaltung des Pflastererplatzes am alten Rathaus in Form und Material aufgegriffen. Auch bei dem Fünfhäuserquartier und bei dem gegenüberliegenden Bankgebäude wurde reichlich roter Sandstein verwendet. 

 

Als die Finanzierung durch Zuschüsse der Hessischen Landesregierung gesichert war, fiel unter dem Motto "Zukunft Innenstadt" der Startschuss für das Vorhaben. Das Projektteam der Freunde Sprendlingens erarbeitete die Ausschreibungsunterlagen. Die Firma Fischer aus Rödermark realisierte dann den Umbau des Platzes. 

Die Sandsteinsäulen und die Sitzbänke wurden auf Empfehlung der Freunde Sprendlingens von der Firma Wassum aus Miltenberg geliefert und aufgestellt. Es wurde insbesondere auf Drängen vom Verein AKTIVes Dreieich neue Wasser- und Abwasserleitungen verlegt, sowie die Stromversorgung über einen neuen Verteilerkasten von den Stadtwerken verstärkt. Der DLB pflanzte auf dem Platz zwei Bäume. Auch der anschließende Parkplatz wurde teilweise neu asphaltiert. Die Poller, die den Platz jetzt von dem Parkplatz abtrennen, wurden von einem Offenthaler Sandsteinfreund beim Abbruch der Egenberger-Scheune gesichert und 2023 den Freunden Sprendlingens freundlicherweise überlassen. Nachdem rangierende Autos die Steine mehrfach umgestoßen hatten, wurden sie durch Fahrradständer geschützt. Koordiniert wurden die Arbeiten von der energischen Sylvie Angersbach vom Citymanagement der Stadt Dreieich. Hinsichtlich der Namensgebung des neugestalteten Platzes gab es nur wenige Diskussionen. Letztendlich entschied sich die Stadtverordneten-Versammlung für "Dr.-Walter-Lübcke-Platz".

Am 3.8.2023 wurde in Sprendlingen der neugestaltete Teil des Egenberger-Parkplatzes im Beisein des hessischen Justizministers Posek als Dr.-Walter-Lübcke-Platz eingeweiht. Die Offenbach-Post berichtete darüber. In seiner Ansprache lobte Bürgermeister Burlon das Engagement der Freunde Sprendlingens bei der Konzeption, Planung und Baubegleitung des Projektes.

Der langwierige Prozess vom Brainstorming bis zum sichtbaren Ergebnis war für das Projektteam der Freunde Sprendlingens manchmal fordernd aber auch erfrischend…. Und es war eine Genugtuung, zusammen mit dem Team der Stadt die erfolgreiche Fertigstellung eines Projektes zu erleben, das die Sprendlinger Innenstadt deutlich aufwertet.